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Arten und Typen der Antibabypille im Überblick

Die Antibabypille ist eine zuverlässige und unkomplizierte Methode der Schwangerschaftsverhütung. In Deutschland entscheidet sich etwa ein Drittel der Frauen im gebärfähigen Alter für die Empfängnisverhütung mit der Antibabypille, in der Altersgruppe zwischen 15 und 19 Jahren verwendet sie sogar jede zweite junge Frau.

Verhütung mit der Pille im Überblick

Verschiedene Pillentypen und Pillenarten mit jeweils spezifischer Hormonausstattung erlauben, die die Verordnung der Antibabypille optimal auf die individuellen Voraussetzungen der Verwenderinnen abzustimmen.

Die ersten Antibabypillen waren ausschließlich Kombinationspillen, ihre Wirkstoffe bestanden aus hoch dosierten synthetischen Östrogenen und Gestagenen. Solche "klassischen" Pillen werden nach wie vor am häufigsten angewendet - die Dosierung der Hormone wurde in den vergangenen 50 Jahren allerdings kontinuierlich reduziert.

Auch Kombinationspräparate enthalten heute nur noch einen Bruchteil der ursprünglich für eine sichere Verhütung erforderlichen Menge an Hormonen - der allgemeine Trend geht zu niedrig dosierten Mikropillen.

Andere Pillenarten enthalten ausschließlich Gestagene (Minipille), sie greifen in geringerem Grad in den natürlichen Verlauf des Monatszyklus ein.

Der weibliche Zyklus - komplexes Zusammenwirken von Hormonen

Der weibliche Zyklus ist durch das Zusammenwirken von Östrogenen (weiblichen Geschlechtshormonen) und Gestagenen geprägt, daneben spielen für den Zyklusverlauf weitere Hormone sowie verschiedene neuronale Botenstoffe eine Rolle. Die Steuerung dieser Vorgänge erfolgt maßgeblich im sogenannten Hypothalamus - einem Bereich des Zwischenhirns, der die vegetativen Funktionen des Körpers steuert.

Menstruationszyklus

In der ersten Zyklushälfte wird die Reifung des Eibläschens durch Östrogene und das follikelstimulierende Hormon (FSH) gefördert, in der Zyklusmitte wird durch einen starken Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) schließlich der Eisprung ausgelöst. Falls die Eizelle befruchtet wird, sorgen Gestagene - vor allem das "Schwangerschaftshormon" Progesteron (Gelbkörperhormon) - für den Erhalt der Schwangerschaft, die Konzentration von Östrogenen und Gestagenen steigen jetzt und in den folgenden Monaten kontinuierlich an.

Wenn keine Schwangerschaft zustande kommt, fallen die Hormonspiegel zum Zyklusende deutlich ab, bis die Gebärmutterschleimhaut während der Monatsblutung abgestoßen wird. Kombinationspillen sowie östrogenfreie Ovulationshemmer verändern diesen Mechanismus.

Kombinationspillen verhindern die Eireifung und den Eisprung

Kombinationspillen enthalten künstliche Östrogene (Ethinylestradiol oder Estradiol) und ein synthetisches Gestagen in einer jeweils sortenspezifischen Mischung (z.B. Ethinylestradiol und Levonorgestrel).

östrogen und gestagen

Sie verhindern, dass im Hypothalamus die beiden Gonadotropine (die Keimdrüsen stimulierenden Hormone) FSH und LH gebildet werden, so dass keine Eizelle heranreift, kein Eisprung erfolgt und somit keine Schwangerschaft entstehen kann. Die entscheidende Rolle kommt dabei dem Gestagenanteil der Pille zu. Die Östrogene sorgen außerdem für einen stabilen Zyklus und verhindern Zwischenblutungen.

Gestagene bieten zusätzlichen Empfängnisschutz

Die Gestagene in Kombinationspillen erhöhen auch durch einige "Nebenfunktionen" den Empfängnisschutz: Sie verändern die Zusammensetzung des Schleims im Gebärmutterhals sowie am Muttermund, so dass dieser für die Spermien unpassierbar wird, behindern den Transport der Eizelle durch die Eileiter und erschweren es einer befruchteten Eizelle, sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten.

Nachteil von Kombinationspillen: Erhöhtes Thromboserisiko

Ein wesentlicher Nachteil von Kombinationspillen besteht in einem erhöhten Thromboserisiko, das bei den neueren Generationen der Antibabypille laut dem Pillenreport 2015 der Techniker Krankenkasse und einigen anderen Studien im Vergleich zu älteren Präparaten sogar angestiegen ist.

Niedrig dosierte Mikropillen wirken diesem Risiko entgegen. Ab dem 35. Lebensjahr steigt vor allem bei starken Raucherinnen sowie Frauen mit starkem Übergewicht (Adipositas) oder Herz-Kreislaufleiden auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Der Arzt wird diesen Frauen oft den Umstieg auf eine östrogenfreie Minipille oder eine andere Verhütungsmethode empfehlen.

Einphasenpillen/Mikropillen

Einphasenpillen enthalten eine feste Kombination von Östrogen und Gestagen, die während des gesamten Einnahmezeitraums gleichbleibt. Die meisten Kombinationspillen dieses Typs sind heute niedrig dosierte Mikropillen.

Ihr Pearl-Index liegt zwischen 0,2 und 0,5. Bei Frauen, die diese Pille täglich zur gleichen Zeit einnehmen, tendiert er gegen Null. Der Pearl-Index gibt an, wie groß die Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft bei der korrekten Verwendung eines bestimmten Verhütungsmittels ist. Ein Pearl-Index von 1 bedeutet, dass im Laufe eines Jahres pro 100 Frauen eine ungewollte Schwangerschaft entsteht.

Die Einnahmetoleranz beläuft sich auf zwölf Stunden, wenn der zeitliche Abstand zwischen zwei Pilleneinnahmen größer ist oder nach dem Vergessen einer Pille ist die hormonelle Verhütung in diesem Zyklus nicht mehr sicher.

Sequenzpräparate

Sequenzpräparate gibt es als Zwei- oder Dreiphasenpillen. Die Pillen enthalten unterschiedliche Hormonmengen und Hormonzusammensetzungen, daher muss die auf der Packung angegebene Einnahmereihenfolge unbedingt eingehalten werden. Beispielsweise enthalten bei Zweiphasenpräparaten die Pillen für die erste Woche ausschließlich Östrogen, in den folgenden zwei Wochen eine Kombination aus Östrogen und Gestagen.

Sequenzpräparate orientieren sich in ihrer Zusammensetzung an den hormonellen Schwankungen des natürlichen weiblichen Zyklus und sind oft besonders gut verträglich. Mit einem Pearl-Index von 0,2 bis 0,7 und einer zwölfstündigen Einnahmetoleranz sind sie ebenfalls sehr sicher.

Reguläre Einnahme von Kombinationspillen

Kombinationspillen werden normalerweise über 21 Tage eingenommen. Danach folgt eine siebentägige Pillenpause, in die normalerweise die Menstruation in Form einer sogenannten Abbruchblutung fällt. Am achten Tag beginnt mit der ersten Pille einer neuen Packung der nächste Einnahme- und Monatszyklus. Falls die Antibabypille erstmals verwendet wird, beginnt die Einnahme am ersten Tag der Regelblutung.

Einnahme im Langzyklus

Alternativ ist auch eine Langzeiteinnahme (Langzykluseinnahme) möglich. Die Pille wird über mehrere Monate unterbrechungslos genommen, in dieser Zeit tritt normalerweise keine Regelblutung ein. Zur Langzeiteinnahme empfehlen Gynäkologen in der Regel niedrig dosierte Mikropillen, in Frage kommen ausschließlich Einphasenpräparate.

Falls während eines Langzyklus Zwischenblutungen auftreten, ist eine Pillenpause nötig. Viele Ärzte empfehlen jeweils nach vier Monaten eine Unterbrechung. Inzwischen sind auch Pillensorten auf dem Markt, die für einen solchen Langzyklus optimiert sind. Ob mit der Langzeiteinnahme von Kombinationspillen gesundheitliche Risiken verbunden sind, ist bisher nicht ausreichend erforscht.

Zum Teil wird diese Einnahmeform nicht nur zur Empfängnisverhütung, sondern aus zu therapeutischen Zwecken - beispielsweise bei Menstruationsstörungen oder Endometriose (oft schmerzhaften Ansiedlungen der Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus, häufig an den Eileitern/Eierstöcken sowie anderen Bereichen des unteren Bauch- und Beckenraumes) - angewendet.

Mit Kombinationspillen lassen sich der Zyklus und damit die Regelblutung außerdem kurzfristig verschieben. Die Pille wird dann beispielsweise ohne Pause über zwei Zyklen angewendet. Generell gilt, dass sowohl kurzfristige Zyklusänderungen als auch eine Langzeiteinnahme der Pille heute eher selten aus medizinischen Gründen erfolgen, sondern in erster Linie eine Angelegenheit der persönlichen Wahl sind.

Minipillen ohne Östrogen

Minipillen sind Einfachpräparate, die kein Östrogen, sondern lediglich das Gestagen Levonorgestrel in sehr geringer Konzentration erhalten. Sie greifen kaum in die natürliche Hormonproduktion des Körpers ein. Während der Einnahme der Minipille findet weiterhin ein Eisprung statt. Ihre empfängnisverhütende Wirkung beruht auf der Veränderung der Gebärmutterschleimhaut sowie des Schleims im Gebärmutterhals - also auf der Verhinderung der Ei-Einnistung und der Spermienpassage.

Cerazette Minipille

Sicher ist die Verhütung mit einer Minipille nur, wenn sie täglich zur gleichen Zeit genommen wird, die Einnahmetoleranz beträgt lediglich der Stunden. Abhängig von der Regelmäßigkeit der Einnahme liegt der Pearl-Index der Minipille zwischen 0,5 und 3 bis 4.

Vorteile der Minipille im Vergleich zu Kombipräparaten bestehen darin, dass nach heutigem Kenntnisstand bei ihrer Verwendung kein erhöhtes Thromboserisiko gegeben ist. Sie eignet sich für Frauen, die synthetische Östrogene schlecht vertragen oder aufgrund von Vorerkrankungen nicht verwenden dürfen. Zyklusstörungen in Form von übermäßigen und/oder schmerzhaften Monatsblutungen treten seltener als bei Kombinationspillen und Mikropillen auf. Allerdings kommen bei der Verwendung einer Minipille häufiger Zyklusunregelmäßigkeiten sowie Zwischenblutungen vor.

Östrogenfreie Ovulationshemmer

Östrogenfreie Ovulationshemmer sind eine spezielle Form der Minipille. Sie enthalten das künstliche Gestagen Desogestrel in etwas höherer Dosierung als das Gestagen in einer herkömmlichen Minipille, hierdurch unterbinden sie auch den Eisprung. Ihr Pearl-Index liegt zwischen 0,14 bis 0,4. Ihre Einnahmetoleranz liegt ebenso wie für die Kombinationspillen bei zwölf Stunden.

strukturformel von desogestrel

Minipillen als "Stillpille"

Sowohl herkömmliche Minipillen als auch östrogenfreie Ovulationshemmer können auch als sogenannte "Stillpillen" verordnet werden, da sie anders als östrogenhaltige Präparate keinen Einfluss auf die Milchbildung und die Qualität der Muttermilch besitzen. Aufgrund der niedrigen Dosierung nimmt das Baby nur sehr kleine Wirkstoffmengen auf. Derzeit sind keine damit verbundenen Risiken für das Kind bekannt.

Durchgängige Einnahme ohne "Pillenpause"

Alle Minipillen werden durchgängig ohne Pillenpause eingenommen. Nach einem 28-tägigen Einnahmezyklus beginnt unterbrechungsfrei die Einnahme einer neuen Packung. Die Menstruationsblutung wird weitgehend auf natürlichem Weg gesteuert.

Welche Antibabypille ist geeignet?

In Deutschland ist die Antibabypille grundsätzlich verschreibungspflichtig. Von einer Einnahme ohne ärztliche Beratung ist grundsätzlich abzuraten. Einige Vorerkrankungen - beispielsweise schwere Leberkrankheiten oder hormonabhängige Tumore - schließen eine Verhütung mit der Antibabypille aus. Bei anderen Krankheiten ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung nötig. Auch gesunden Frauen empfiehlt der Arzt den für sie optimal geeigneten Pillentyp und die entsprechende Pillenart.

Tabellarische Übersicht gängiger Marken und Arten der Antibabypille

Produktname Inhaltsstoffe Anmerkung Hersteller
Yasmin
  • 3mg Drospirenon
  • 0,03 mg Ethinylestradiol
1-Phasen-Pille Bayer
Petibelle
  • 3mg Drospirenon
  • 0,03 mg Ethinylestradiol
1-Phasen-Pille Jenapharm
Cerazette
  • 0,075 mg Desogestrel
Minipille (östrogenfreie Pille) Essex Pharma
Microgynon
  • 0,15 mg Levonorgestrel
  • 0,03 mg Ethinylestradiol
1-Phasen-Pille Bayer
Marvelon
  • 0,150 mg Desogestrel
  • 0,030 mg Ethinylestradiol
1-Phasen-Pille Essex Pharma
Diane 35 (Dianette)
  • 0,035 mg Ethinylestradiol
  • 2 mg Cyproteronacetat
1-Phasen-Pille Bayer
Cilest
  • 0,035 mg Ethinylestradiol
  • 0,25 mg Norgestimat
1-Phasen-Pille Janssen-Cilag
Nova Step (Logynon) 6 braune Tabletten:
  • 0,050 mg Levonorgestrel
  • 0,030 mg Ethinylestradiol
5 weisse Tabletten:
  • 0,075 mg Levonorgestrel
  • 0,040 mg Ethinylestradiol
10 gelbe Tabletten:
  • 0,125 mg Levonorgestrel
  • 0,030 mg Ethinylestradiol
3-Phasen-Pille Bayer
Qlaira 2 gelbe Tabletten
  • 3 mg Estradiolvalerat
5 rote Tabletten
  • 2 mg Dienogest
  • 2 mg Estradiolvalerat
17 gelbe Tabletten
  • 3 mg Dienogest
  • 2 mg Estradiolvalerat
2 rote Tabletten
  • 1 mg Estradiolvalerat
2 weiße Tabletten
  • ohne Wirkstoff
4-Phasen-Pille Bayer
Zoely
  • 1,5 mg Estradiol
  • 2.5mg Nomegestrolacetat
1-Phasen-Pille Bayer
Maxim
  • 0,03 mg Ethinylestradiol
  • 2 mg Dienogest
1-Phasen-Pille Jenapharm
Eloine
  • 0,02 mg Ethinylestradiol
  • 3mg Drospirenon
1-Phasen-Pille Berlis
Yaz
  • 0,02 mg Ethinylestradiol
  • 3mg Drospirenon
1-Phasen-Pille Bayer
Milvane 6 beige Tabletten:
  • 0,05 mg Gestoden
  • 0,03 mg Ethinylestradiol
5 braune Tabletten:
  • 0,07 mg Gestoden
  • 0,04 mg Ethinylestradiol
10 weisse Tabletten:
  • 0,10 mg Gestoden
  • 0,03 mg Ethinylestradiol
3-Phasen-Pille Bayer
Desmin 20
  • 0,02mg Ethinylestradiol
  • 0,15mg Desogestrel
1-Phasen-Pille Essex Pharma
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