Norethisteron (auch als Norethindron bekannt) ist ein künstlich hergestelltes Geschlechtshormon, das der Gruppe der Gestagene (Gelbkörperhormone) zugeordnet wird. Norethisteron zählt zu der 1. Generation von Gestagenen und wurde erstmals 1951 hergestellt. Zu der damaligen Zeit war es das erste oral wirksame Gestagen.
Das Gestagen Norethisteron ist vielseitig einsetzbar. Es wird sowohl in Präparaten zur oralen Empfängnisverhütung, zur Hormonersatztherapie und zum Verschieben der Menstruationsblutung verwendet. Die Anwendung ist sowohl in alleiniger Form als auch in Kombination mit einem künstlich hergestelltem Östrogen möglich.
Norethisteron ist als alleiniger aktiver Wirkstoff in verschiedenen Minipillen enthalten. Minipillen enthalten im Gegensatz zu regulären Antibabypillen lediglich ein Gestagen und kein Östrogen. Um trotz des Fehlens eines Östrogens zuverlässig vor einer möglichen Schwangerschaft zu schützen, müssen Minipillen durchgehend 28 Tage lang eingenommen werden. Minipillen, die auf der Wirkungsweise von Norethisteron basieren, sollten außerdem jeden Tag zu selben Zeit geschluckt werden.
Das Einnahmefenster beträgt etwa 3 Stunden. Wird dieser Zeitraum überschritten, kann eine zuverlässige Empfängnisverhütung nicht mehr garantiert werden und es sollte zusätzlich mit Kondomen verhütet werden.
Minipillen, die Norethisteron enthalten, sind beispielsweise:
Kombinierte Antibabypillen enthalten sowohl ein Östrogen als auch ein Gestagen und schützen somit doppelt vor einer ungewollten Schwangerschaft. Häufig wird ein künstlich hergestelltes Östrogen mit Norethisteron kombiniert, um den empfängnisverhütenden Effekt sicher zu stellen.
Folgende Antibabypillen enthalten Norethisteron:
Frauen, die nicht mit der Antibabypille verhüten, können ihre Periode mithilfe eines auf Norethisteron basierten Präparats verschieben. Dieses wird über den gewünschten Zeitraum eingenommen und unterdrückt die Monatsblutung. Nach Absetzen des Arzneimittels tritt die Periode häufig am gleichen bzw. am darauffolgenden Tag ein.
Präparate zum Verschieben der Menstruation sind:
Zur Hormonersatztherapie bei Wechseljahrsbeschwerden wird das Gestagen Norethisteron in Kombination mit Estradiol angewendet. Die Hormonkombination kommt bei Frauen zum Einsatz, deren Gebärmutter nicht entfernt wurde. Bei der HET werden die typischen Beschwerden der Wechseljahre (Menopause) durch die zusätzliche Hormongabe gemindert, indem die Hormonimbalance ausgeglichen wird.
Zur Hormonersatztherapie wird Norethisteron in folgenden Medikamenten verwendet:
Norethisteron wirkt ähnlich wie Progesteron, dem natürlichen weiblichen Gelbkörperhormon, das in der 2. Phase des Menstruationszyklus sowie in der Schwangerschaft gebildet wird. Es hemmt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut und fördert die Sekretionsphase.
Norethisteron hemmt die Ausschüttung des lutenisierenden Hormon (LH), wodurch der Eisprung unterdrückt wird. Des Weiteren beeinflusst das Hormon den Schleim vor dem Gebärmuttermund. Dieser wird zähflüssiger und dadurch für die Spermien undurchlässig. Als 2. Hormon in einer kombinierten Antibabypille verhindert Norethisteron zudem, dass die Gebärmutterschleimhaut unter Einfluss des Östrogens zu stark wächst.
Vor dem Eintreten der Periode fällt der Progesteronspiegel im Körper ab. Dadurch wird die Sekretionsphase eingeleitet und die Gebärmutterschleimhaut nach und nach abgebaut. Die Einnahme von Norethisteron zum Verschieben der Periode in der Dosierung von 5mg pro Tablette, zögert diesen Schleimhautabbau hinaus, indem die Progesteronlevels aufrecht erhalten werden. Damit die Menstruationsblutung über mehrere Tage hinweg verschoben werden kann, muss der Wirkstoff 3 Mal täglich eingenommen werden.
Bei der Hormonersatztherapie werden die Hormonlevels der Frau während der Wechseljahre ausgleicht. Frauen, die noch eine über eine Gebärmutter verfügen, müssen zusätzlich zum Östrogen ein Gestagen einnehmen, um einem übermäßigen Wachstum der Gebärmutterschleimhaut vorzubeugen.
Norethisteron gilt grundsätzlich als ein gut verträglicher Wirkstoff, allerdings kann es in manchen Fällen zu unerwünschten Begleiterscheinungen kommen. Treten Nebenwirkungen über einen längeren Zeitraum oder in starker Ausprägung aus, sollte auf die Einnahme von Norethisteron bis auf weiteres verzichtet werden und schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.
Häufig (1 von 10) | Gelegentlich (1 von 100) | Selten (1 von 1000) |
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Brustspannen | Zwischenblutungen | Leberfunktionsstörungen |
Vaginaler Ausfluss | Nesselsucht oder Juckreiz | Blutdrucksteigerung |
Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe) | Müdigkeit | Gelbsucht |
Gewichtszunahme | Übelkeit | Zuckerstoffwechselstörungen |
Häufig berichten Frauen von Scheidenausfluss, Spannen in der Brust, Wassereinlagerungen und einer Gewichtszunahme. Gelegentlich kann es während der Einnahme von Norethisteron zu Kopfschmerzen, Zwischenblutungen, Nesselsucht, Juckreiz, Hautausschlag oder Akne kommen.
Ebenfalls treten gelegentlich Depressionen, Empfindlichkeitsstörungen, Müdigkeit, Übelkeit und Thromboembolie (Venenverstopfungen) auf. Leberfunktionsstörungen, Gelbsucht, Blutdrucksteigerung, Blutfettwerte-Erhöhungen und Zuckerstoffwechsel-Störungen können selten auftreten.
Bei gelichzeitiger Gabe von Norethisteron und folgenden Medikamenten wird der Abbau des Hormons beschleunigt und somit die Wirkungsweise verringert:
Bei gleichzeitiger Anwendung verringern gewisse Cholesterinsenker (z.B. Cholestyramin) und säurebindende Wirkstoffe (z.B. Antazida) die Wirkung von Norethisteron. Vor der gemeinsamen Einnahme, sollte ein Arzt konsultiert werden bzw. die Anwendung möglicher Alternativpräparate besprochen werden.
Norethisteron kann den Blutzuckerspiegel beeinflussen, weshalb bei gleichzeitiger Einnahme von oralen Antidiabetika bzw. der Anwendung von Insulin eine Anpassung der Dosierung dieser Substanzen notwendig sein könnten.
Bevor Norethisteron eingenommen wird, sollte der behandelnde Arzt über alle derzeitig eingenommenen, rezeptfreien und verschreibungspflichtigen Arzneimittel aufgeklärt werden. Auch während der Norethisteron-Einnahme ist es ratsam, in regelmäßigen Abständen eine ärztliche Kontrolle durchführen zu lassen.
Schwangere Frauen dürfen Norethisteron nicht einnehmen, da es den Fötus beeinflussen kann. Die Einnahme des Hormons sollte abgesetzt werden, wenn eine Schwangerschaft geplant bzw. schon eingetreten ist. Frauen, die stillen, sollten Norethisteron ausschließlich nach genauer Nutzen-Risiko-Abwägung und unter ärztlicher Aufsicht einnehmen. Wird das Gestagen alleinig eingenommen, beeinträchtigt es nicht die Qualität oder Menge der Milchproduktion, kann jedoch in die Muttermilch übergehen.