Etwa 30 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland konsumieren Tabak. Acht Prozent sind Gelegenheitsraucher, alle anderen greifen täglich zu Zigaretten. Der Einstieg in die "Raucherkarriere" erfolgt oft schon im Jugendalter, viele Raucher bleiben danach jahrzehntelang bei ihrer Sucht.
Die gesundheitlichen Gefahren des Tabakrauches sind so gut wie jedem Raucher klar. Unter anderem sind bis zu 90 Prozent der Lungenkrebsfälle direkt oder indirekt darauf zurückzuführen, das Risiko von Rauchern für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ist um 50 Prozent erhöht.
Den Wunsch, ihr Laster aufzugeben, hegen viele Raucher. Allerdings zweifeln sie oft daran, ob ihre Bemühungen, Nichtraucher zu werden, tatsächlich von Erfolg gekrönt sind. Auf den ersten Blick scheint die Medizinstatistik den Zweiflern recht zu geben: Ohne Unterstützung schaffen nur drei bis sechs Prozent aller aufhörwilligen Raucher den Nikotinentzug im ersten Anlauf. Deutlich bessere Erfolgsquoten erzielen Raucher, die während des Entzuges professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Die Hauptinhaltsstoffe des Tabakrauchs sind Teer und Nikotin, daneben enthält er rund 5.000 weitere chemische Substanzen. Die körperliche Suchtwirkung von Zigaretten und anderen Tabakprodukten beruht auf dem Nikotin, daneben hat das Rauchen in der Regel auch eine psychische Abhängigkeit zur Folge.
Anders als viele andere Giftstoffe ist Nikotin fähig, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Über die Schleimhaut der Atemwege gelangt es in die Blutbahn und von dort aus ins Gehirn. Dort dockt Nikotin an bestimmten Nervenzellen an und stimuliert dort die Ausschüttung verschiedener neuronaler Botenstoffe - beispielsweise Dopamin, Noradrenalin sowie Endorphine, die als körpereigene Opiate wirken.
Nikotin wirkt somit unmittelbar im Belohnungszentrum des Gehirns, Raucher erleben mit jeder Zigarette Stimulation, Entspannung und eine Steigerung ihres allgemeinen Wohlbefindens. Um diese Effekte zu erzielen, sind allerdings immer größere Mengen des Suchtstoffs nötig und die Menge der gerauchten Zigaretten steigt.
Aus diesem Suchtmechanismus ergeben sich auch die Schwierigkeiten während einer Raucherentwöhnung, da sich der Nikotinentzug zunächst durch starke körperliche Entzugssymptome sowie verschiedene psychische Reaktionen bemerkbar macht.
Eine Raucherentwöhnung geht in drei Phasen mit jeweils spezifischen Symptomen und Begleiterscheinungen vor sich. Das Wissen um diese Abläufe kann den Entzugsprozess erleichtern. Medizinische/therapeutische Unterstützung ist in den ersten beiden Phasen empfehlenswert und hilfreich.
Die ersten drei Tage nach dem Rauchstopp sind die schwersten - viele Raucher erleben in diesem Zeitraum ihren ersten Rückfall. Anfangs macht sich der Entzug nur durch das Verlangen nach der gewohnten Zigarette und eventuell durch leichte Unruhe bemerkbar, bald zeigen sich jedoch weitere Symptome. Hierzu gehören:
Alle Therapien zur Begleitung einer Raucherentwöhnung zielen darauf ab, diese Symptome auf ein Mindestmaß zu reduzieren, damit die Motivation für den Rauchstopp erhalten bleibt und ein Rückfall möglichst ausgeschaltet wird.
Auf physiologischer Ebene ist die Phase des körperlichen Entzugs nach zwei Tagen beendet. Im Verlauf von 48 Stunden werden alle Nikotinreste im Körper abgebaut. Einige durch den Tabakrauch beeinträchtigte organische Funktionen verbessern sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt.
Nikotin übt nicht nur eine psychostimulierende Wirkung aus, sondern beeinflusst eine Vielzahl von Neuromodulatoren im Gehirn. Daher bewertet das neuronale System Rauchen bereits nach kurzer Zeit als eine essentielle Handlung. Die psychische Abhängigkeit vom Rauchen hat in diesem Mechanismus ihre Basis.
Hinzu kommt, dass Zigaretten im Alltag eines Rauchers vielfältige Funktionen übernehmen: Sie "helfen" gegen Stress oder Langeweile, verschaffen Pausen und Entspannung oder sind Bestandteil kommunikativer Rituale.
Nach drei Wochen haben sich die nikotinbedingten Veränderungen bestimmter Rezeptoren im zentralen Nervensystem zurückgebildet. Das Gehirn hat damit seine normale biochemische Balance zurückgewonnen. Parallel dazu wird allmählich die Regeneration des Herz-Kreislauf-Systems und insbesondere der Atemwege spürbar.
Der psychische Entzug ist damit jedoch meist nicht abgeschlossen. Nach wie vor kann es zu Attacken starken Rauchverlangens kommen, die im Verlauf von zehn bis zwölf Wochen jedoch seltener und schwächer werden.
Die Stabilisierungsphase nach der eigentlichen Raucherentwöhnung kann Monate dauern. Viele Situationen - das Riechen von Tabakrauch, der Anblick eines Rauchers, persönliche Belastungen oder die Erinnerung an den "Genuss" des Rauchens - können immer noch zu mehr oder weniger stark ausgeprägtem Rauchverlangen führen. Ein Rückfall kann auch in dieser Phase fatale Folgen haben, da zur erneuten Aktivierung des Suchtmechanismus oft eine einzige Zigarette ausreicht.
Zeitpunkt Raucherentwöhnung | Art der gesundheitlichen Verbesserung |
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nach 20 Minuten | Herzfrequenz und Körpertemperatur verbessern sich Puls und Blutdruck auf Normalwerten |
nach 8-12 Stunden | Kohlenmonoxid aus Blut verbannt und Sauerstoffanteil erhöht |
nach 1 Tag | Herzinfarktrisiko gesunken |
nach 2 Tagen | Geruchs- und Geschmackssinn haben sich erholt |
nach 2-3 Wochen | Atmung verbessert |
nach 3 Monaten | Lungenkapazität um 30% gesteigert |
nach 1-9 Monaten | Häufigkeit von Hustenanfällen, Verstopfung der Nasennebenhöhlen und Kurzatmigkeit zurückgegangen |
nach 1 Jahr | Herzkranzgefäßerkrankungen-Risiko um 50% gesunken |
nach 2 Jahren | Herzinfarktrisiko nahezu auf Nichtraucherniveau gesunken |
nach 5 Jahren | Krebsrisiko (z.B. Mundhöhlen-, Rachen-, Speiseröhren- und Harnblasenkrebs) um 50% gesunken Schlaganfallrisiko auf Nichtraucherniveau gesunken |
Aufhörwillige Raucher müssen sich entscheiden, ob sie ihren Tabakkonsum also allmählich reduzieren oder abrupt beenden wollen. Die weitaus meisten wählen die Schlusspunkt-Methode und setzen sich einen festen Termin für die letzte Zigarette.
Stark reduziertes, "kontrolliertes" Rauchen funktioniert in der Regel nicht auf Dauer, da der Suchtmechanismus sowie die psychische Abhängigkeit nicht überwunden werden können.
Unterstützende Methoden zur Raucherentwöhnung gibt es in relativ großer Vielfalt, hierzu gehören:
Als Medikamente zur Raucherentwöhnung stehen die Wirkstoffe Bupropion und Vareniclin zur Verfügung:
Vareniclin eignet sich zur Raucherentwöhnung in der ersten und zweiten Phase der Raucherentwöhnung. Die Standardtherapie erstreckt sich über zwölf Wochen, an die sich bei Bedarf eine Erhaltungstherapie anschließt. In seiner Wirkung ist Vareniclin (Champix) dem Wirkstoff Buproprion der Tendenz nach überlegen.
Eine Pfizer-Studie aus dem Jahr 2014 weist aus, dass das Medikament auch das Ausschleichen des Rauchens über einen längeren Zeitraum wirksam unterstützt. Im Rahmen der Studie wurde eine 24-wöchtige Medikation mit einer psychotherapeutischen Behandlung kombiniert.Medikamente zur Raucherentwöhnung sind grundsätzlich verschreibungspflichtig. Die Therapieentscheidung sowie die Auswahl der passenden Dosierung müssen immer durch einen Arzt getroffen werden. Aus einer fehlerhaften Anwendung resultiert einerseits ein hohes Rückfallrisiko, zum anderen sind die Präparate nicht nebenwirkungsfrei.